WIE MAN DIE SCHÄTZE DER NATUR IN DÜFTE VERWANDELT
Sie sind die kreativen Köpfe hinter jeder berühmten Duftkollektion: Die Parfümeure der kleinen und großen Häuser, die erfolgreiche Düfte mit klangvollen Namen kreieren und uns dabei immer wieder mit Duftkompositionen verzücken.
Es gibt kaum einen Sinn, der so wichtig ist wie unser Geruchssinn: Gerüche wecken Erinnerungen, rufen angenehme oder schlechte Stimmungen hervor und sind sogar bei der Partnerauswahl ausschlaggebend. Parfümkreationen sprechen uns auch deshalb an, weil Gerüche Emotionen in uns wecken.
Ein Parfümeur macht sich dies zunutze. Das funktioniert nur, wenn er sich bestens mit Gerüchen auskennt. Ein gutes „Geruchs-Gedächtnis“ ist also Pflicht. Dabei geht es nicht um lediglich Hundert Düfte, die man wie in einem Buch auswendig lernen kann – nein die Welt ist voller besonderer und einmaliger Gerüche und Dinge, die Otto-Normalverbraucher nie unter die Nase kommen – es sei denn in einem Parfüm natürlich.
SCHÖPFER VON ERLESENEN DÜFTEN
Ein Parfümeur muss sich also Tausende Duftnoten merken und lernen, wie sie im Zusammenspiel miteinander harmonieren – oder auch nicht. Die Kreation eines Duftes ist ein kreativer, schöpferischer Prozess, der bei jedem Parfümeur anders aussieht. Es ist nicht falsch einen Parfümeur genauso wie einen Maler oder einen Schriftsteller als „Künstler“ zu bezeichnen.
DÜFTE FÜR SIE
Einen „Blueprint“ für eine erfolgreiche Parfümkreation gibt es nicht. Regeln sind nicht vorhanden, auch weil die Kombinationsmöglichkeiten unendlich sind! Jeder Parfümeur muss also für sich entscheiden, welche Basis er für sein Parfüm annimmt, mit welchen Essenzen er arbeitet und er muss immer wieder neu entscheiden, welche Duftnote zu welcher Nuance passt. Es ist ein Prozess, der nicht immer von Erfolg gekrönt ist. Unzählige Düfte erblicken nie das Licht der Welt, weil sie im Schaffensprozess für etwas anderes ausgetauscht werden. Und selbst die Düfte, die es auf den Markt schaffen, müssen sich gegen hunderte Neuerscheinungen behaupten. Das geht nur mit einem einzigartigen Duft, der fasziniert und sich in Körper und Geist der Käufer „einbrennt“.
DUFTINSPIRATIONEN AUS DER GANZEN WELT
Der Arbeitsalltag eines Parfümeurs ist geprägt von Düften – aber nicht nur im Labor. Parfümeure bereisen die ganze Welt, holen sich von überall her Duftinspirationen und sind immer auf der Suche nach dem besonderen Duft, der ihr Parfüm vollenden wird. Sie arbeiten mit äußerst wertvollen Essenzen, die sie in einer perfekten Komposition zusammenfügen müssen, um das gewünschte Dufterlebnis heraufzubeschwören.
Aber längst werden nicht mehr alle Düfte mit natürlichen Rohstoffen hergestellt. Insbesondere bei tierischen Rohstoffen ist es sinnvoll nach Alternativen zu fahnden und es gibt Gerüche, deren Bedarf so groß ist, dass sie allein mit natürlichen Stoffen nicht gedeckt werden können. So ist es etwa sehr teuer Rosenessenz herzustellen: Für einen Liter braucht man eine Tonne Blüten. Da liegt es auf der Hand, dass immer mehr Alternativen gesucht und gefunden werden. Diese im Labor synthetisch „gebauten“ Duftmoleküle schonen die Umwelt. Gleichzeitig eröffnen sie eine neue Welt der Düfte, denn heute kann man neue Duftmoleküle entwickeln – wie es etwa die Wissenschaftler von Symrise tun.
EIN KREATIVES HANDWERK FÜR EINEN EXKLUSIVEN KREIS
Parfümherstellung ist ein kreatives Handwerk – will man in dem Beruf Erfolg haben, braucht es eine gute Basis, viele Erfahrungen und einen langen Atem. In Deutschland gibt es keine Ausbildung zum Parfümeur aber es gibt Schulen im Ausland, die eine Ausbildung anbieten, wie etwa das berühmte Institut Supérieur International du Parfum in Paris oder die École de Parfumerie Givaudan in Argenteuil. Was man dabei als Erstes lernt? Die wichtigsten Düfte in einer Palette und welches Ergebnis die Vermischung zweier oder mehr Düfte bewirken. Die Schüler lernen ihre ersten Akkorde (das heißt die Vermengung mindestens zweier Düfte) zu mischen. Wie komplex das Parfümhandwerk ist, lässt sich daran ablesen, dass fertige Düfte aus Hundert Ingredienzen bestehen können.
Längst läuft die Arbeit nicht mehr nur in Laboren ab – viel wird auch am Computer zusammengefügt. Wer sich mit Düften auskennt und entsprechende Erfahrung hat, kann so schneller die richtige Duftkomposition finden. Das Ergebnis wird dann natürlich mit der Nase geprüft aber erfahrene Parfümeure wissen genau, welches Zusammenspiel an Gerüchen das gewünschte Ergebnis hervorruft.
DÜFTE FÜR IHN
Natürlich ist nicht nur der Geruchssinn wichtig für den Beruf, sondern die Wünsche des Auftraggebers und die Person, für die das Parfüm kreiert wird. Die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden und in unterschiedlichen Kulturen kann die gleiche Duftkomposition unterschiedliche Reaktionen hervorrufen. Also Vorsicht vor kulturellen Fettnäpfchen! Es gilt das genau richtige Zusammenspiel zu finden: Möchte man einen sinnlichen-betörenden Duft oder einen frischen? Einen orientalisch anmutenden oder einen holzigen? Einen sportlichen oder fruchtigen? Nicht immer schließt das eine das andere aus und die richtige Komposition eröffnet hier eine Welt voller Möglichkeiten.
Weltweit gibt es nur rund 2.000 Parfümeure und Parfümeurinnen. Eine Zahl, die die Exklusivität des Berufes deutlich macht. Nicht jeder vereint fantastischen Geruchssinn, Kreativität und Offenheit für Neues, aber wenn doch kann man als Parfümeur selber Emotionen in Flakons verkaufen.
Ein Duft soll Erinnerungen und Begierden wecken – dazu braucht es mehr als nur erlesene Essenzen, sondern auch ein Händchen für olfaktorische Emotionen und ein gewisses Einfühlungsvermögen für die Zielgruppe, für die man einen Duft erschafft. Seit Jahrtausenden sind Menschen von Gerüchen fasziniert – bereits die Steinzeitmenschen verbrannten Kräuter, um bestimmte Düfte zu erzeugen. Diese Faszination hält bis heute an und das zu Recht – Parfüme offenbaren eine wundervolle Welt voller Düfte und Emotionen, in die man nur zu gerne eintaucht und sich von erlesenen Duftkompositionen verwöhnen lässt.